Volker Tiemann, Kiel In Basel war es auch sehr schön - bis 15. Juli 2001
IN BASEL WAR ES AUCH SEHR SCHÖN". Seine eigens für den Wasserturm Eutin erstellten Arbeiten stellt der Kieler Künstler Volker Tiemann unter einen eigenartig zusammenhanglosen Satz. Dabei ist die leicht gleichgültige Aussage wohlwollend interessloser Vielflieger das genaue Gegenteil dieser präzise für den Ort ausgearbeiteten plastischen Interventionen. Allerdings gibt es für Kenner der Kunstszene noch einen Unterton: Genau jetzt läuft gerade die Art Basel, die sicherlich bedeutendste und geschäftsintensivste Kunstmesse Europas. Und das letzte Wochenende war der Kunst-Jet-Set schon in Venedig auf der Biennale... nun eben Eutin. Doch soll diese Ironie auf den hypermobilen Kunstbetrieb nicht überbewertet werden.
Volker Tiemann, 1963 in Kiel geboren, ist zweifelsohne ein konzeptueller Künstler. Aber er ist auch gelernter Steinmetz. Man könnte also von einem Konzept-Bildhauer sprechen. Denn seine durch ihren Hintersinn erkenntnisfördernden Eingriffe sind als Installationen nur schwach beschrieben: Auch wenn sie oft aus verschiedenen Objekten und verschiedenem Material bestehen, haben sie die Geschlossenheit eines plastischen Werkes. Und so führt auch seine dreifache Herangehensweise an den Eutiner Wasserturm zur eher skulpturalen Bearbeitung dreier Aspekte: Ansicht, Innensicht und Aussicht - und deren leicht verwirrende Überkreuzung.
Der Außenansicht als Form gilt die Arbeit im Inneren: Dort steht ein 40 cm hohes Turmmodell aus Sperrholz objekthaft auf einem Modellierbock. Auf zwei Meter Höhe hochgefahren, bietet die scheinbar improvisierte Atelierinszenierung ungewohnte Anblicke und überhöht im Modell nochmals die überragende Positionierung des Wasserturms als Stadtkrone.
Die innere Funktion des Turmes, seine immense Wassermenge, hat die zweite, aufwendigste Intervention zum Thema: Aus fünfen der sechs schießschartenartigen Fenster (das sechste ist zugemauert) schwappen frischblaue Wasserspritzer ....Wasser bestimmt ohnehin viele von Volker Tiemanns Arbeiten: real gepumpt, im Fotostill eingefroren oder gar aus Holz geschnitzt und bemalt. Ob als kalkuliert-improvisierter Brunnen oder als schwere Woge in der Plastikwanne, immer ist es zugleich Mittel der Verblüffung und plastische Form. Als Kuligekritzel auf einer Postkarte wäre eine überlaufender Wasserturm ein kleiner Scherz, in der Realität bedarf es einen beachtlichen Aufwandes: Etwa 2.70Meter lang sind die Überlaufspritzer, sie haben eine innere Stützkonstruktion aus 9 x 9cm dickem Kantholz, die schraubenlos an dem denkmalgeschützten Bau befestigt ist, und der Künstler hat sogar ein statisches Gutachten eingeholt, um diesen poetischen Augenblick am Eutiner Wasserturm ermöglichen zu können.
Volker Tiemann ist nach Ingo Gerken, der vor einem Jahr deutlich zu vernehmende Schluckaufgeräusche installierte, der zweite Künstler, der direkt auf die Wasserfunktionen des Turmes referiert. Aber er ist der erste Künstler, der mit dem Ausblick arbeitet. Und die unauffällige Veränderung auf der Aussichtsterrasse hoch oben ist vielleicht noch poetischer: Mit Blick auf die schönen Eutiner Seen steht auf einer der im Sonnenlicht strahlenden Tafeln wie selbstverständlich: Was das Schwimmen so sympathisch macht: dass es für einen Moment egal ist, dass man nicht fliegen kann". (Hajo Schiff)
Was das Schwimmen so sympathisch macht:dass es für einen Moment egal ist, dass man nicht fliegen kann |
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